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Der Sauschwob!

Liebe Leser/innen, Ihnen allen ein gutes neues Jahr mit viel Glück, Erfolg und Gesundheit auch von mir.

Heute wollen wir uns einem regelrechten musikalischen Skandal widmen; dass Schriesheimer Gesangsvereine die Werke eines regelrechten „Sauschwob“ zum Besten geben. Wozu singen „wir“ denn eigentlich ständig die (inoffizielle) 5. Strophe des Badnerlieds:

In Freiburg ist der Rhein noch blau, in Mannheim wird er grau – da fließt der Neckar in den Rhein, die alte Schwabensau!

wenn es überhaupt gar keine Konsequenzen hat? Denn es gibt ja auch diesen Alternativ-Refrain:

Drum grüß ich dich,mein Badnerland, Du edle Perl im deutschen Land, Der Schwob muss raus, Der Schwob muss raus, Der Schwob muss raus aus’m Badnerland!

Okay, genug jetzt. Ganz offiziell: Die Lyra freut sich ausdrücklich über jede/n Neubürger/in in Schriesheim, selbst wenn sie aus Württemberg kommen.

Herzlich willkommen, „Ihr Sauschwobe“, singt mit! (Grins).

Um wen geht es eigentlich in meiner „Philippika“?:-) Philipp Friedrich Silcher (1789-1860). Friedrich Silchers Lieder gehören – nach Ansicht „moderner” Menschen unserer Zeit in die Mottenkiste des gesanglichen Repertoires. Sie seien altertümlich in Sprache und Ausdruck und eben ein typisches deutsches Volkslied, eben was für Boomer, Alteingesessene, Stehengebliebene und Altvordere.

Das mag man/frau so sehen. Jenseits ihrer Texte und ihrer Sprachwahl: Silchers Werke hören sich mühelos an. Und gerade das Mühelose macht diese Werke anspruchsvoll zu singen. Ohne richtige Betonung der Konsonanten – am besten noch kurpfälzisch dialektgefärbt (z.B. „sch“ statt „ch“) oder durch das „Verschlucken“ derselben – werden die Texte unverständlich; und ohne das strikte Befolgen der Dynamik – von mezzo piano ins piano, dann ins mezzoforte und so weiter – werden Lieder zu leiernden 08/15-Sprech-Rezitationen.

Silcher schrieb für normale Leute wie wir. Leute vom Land und in den Kleinstädten, die aber über den gesanglichen Ausdruck äußerst gefordert und gefördert werden sollten. Philipp Friedrich Silcher wurde 1789 als Sohn eines Schulmeisters in Schnait im Remstal geboren. Ein (Volks-)Schulmeister war damals eine Person, die alle möglichen Fächer lehren musste. Von Deutsch über Mathematik bis hin zu Latein, Musik und Kunst. In Württemberg war die (Volks-)Schulbildung schon ab dem 16. Jahrhundert kostenlos, eine wirkliche Schulpflicht gab es aber erst seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts. Die (Volks-)Schulpflicht endete i.d.R. mit dem 14. Lebensjahr, so auch für Silcher, der in eine Lehre ging.

Nächste Woche gehts weiter.

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