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Die Rose – Teil 2

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„Die Rose“ war übrigens auch das Titellied für den gleichnamigen Film und wäre beinahe als zu kitschig rausgeflogen. Der bekannte Produzent Paul Rothchild, der Janis Joplin und The Doors produziert hat, war aber der musikalische Supervisor für den Film und setzte sich sehr für den Song „Die Rose“ ein. Also blieb der drin und Amanda McBroom landete einen Hit. Das nur dazu. Aber jetzt weiter mit der zweiten Strophe.

It’s the heart that fears the breaking,
That never learns to dance,
It’s the dream, afraid of waking,
That never takes the chance,
It’s the one who won’t be taken,
Who cannot seem to give,
And the soul, afraid of dying,
That never learns to live.

Auch hier versucht Michael Kunze wieder nah am Ursprungsgefühl des Liedes zu blieben und ich bewundere sehr, wie gut er es im Deutschen schafft, das textlich rüber zu bringen:

Wer nie weint und niemals trauert,
der weiß auch nichts vom Glück.
Wer nur sucht, was ewig dauert,
versäumt den Augenblick.
Wer nie nimmt, kann auch nicht geben
und wer sein Leben lang,
immer Angst hat vor dem Sterben,
fängt nie zu leben an.

Insbesondere der letzte Satz sollte uns sehr, sehr nachdenklich machen, gerade in der Coronakrise. Und nun kommt zum Schluss die dritte Strophe:

When the night has been too lonely,
And the road has been too long,
And you think that love is only,
for the lucky and the strong,
Just remember in the winter,
Far beneath the bitter snows,
Lies the seed that with the sun’s love,
in the spring becomes the rose.

Auch hier müssen wir uns für die deutsche Version nicht schämen, ganz im Gegenteil, diese transportiert ebenfalls das Gefühl von Hoffnung und Zukunft:

Wenn Du denkst, Du bist verlassen,
kein Weg führt aus der Nacht.
Fängst Du an, die Welt zu hassen,
die andre glücklich macht.
Doch vergiss nicht, an dem Zweig dort,
der im Schnee beinah erfror,
blüht im Frühling eine Rose,
so schön, wie nie zuvor.

Amanda McBrooms Song hat eigentlich die Liebe zwischen zwei Menschen zum Inhalt, die deutsche Version von Michael Kunze ist allgemeiner gehalten und auf viel mehr Themen anwendbar, sozusagen flexibler. Amanda McBroom meinte, sie habe den Song schreiben müssen, um einen Kontrapunkt zum Song „Magdalena“ von Danny O’Keefe zu setzen, der da schrieb: „Your love is like a razor, my heart is just a scar“ – „Deine Liebe ist wie ein Rasiermesser und mein Herz ist eine einzige (blutende) Narbe.“

Mit 23 sah sie das nicht so und wollte etwas Hoffnungsvolleres schreiben. Und es ist ihr sehr gut gelungen, wie ich meine. Vor ein paar Wochen wurde in Heidelberg eine junge Frau bei einem Amoklauf getötet. Der Täter wollte „jemanden bestrafen“. Es war wohl keine Gelegenheit da, inne zu halten. Er kannte wohl auch „Die Rose“ nicht, insbesondere nicht die dritte Strophe. Die da klar sagt, wenn kein Weg aus der Nacht führt, der Hass beginnt, weil der Hass übersieht, dass nach Nacht und Kälte auch der Frühling und die Hoffnung wiederkehren können. Wo andere also hadern und zürnen, so lasst uns singen und verstehen, was wir da singen. Wenn wir es verstehen, halten wir möglicherweise inne und kommen zu uns.

Daher, liebe Kritiker/innen von „Der Rose“, es tut mir leid, aber sollte ich etwas zu sagen haben, werden wir diesen Song auch weiterhin noch sehr oft zu Gehör bringen. Es ist ein Evergreen. Nicht nur im Frühling.

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