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Die Dämmerung fällt – Teil 2

Er schrieb Lieder und Gedichte für die Deutsche Freischar, von denen nur noch die wenigsten erhalten geblieben sind. Die Deutsche Freischar galt in den 20er Jahren als „liberale“ Jugendbewegung, die eher den Sozialdemokraten und Linksliberalen nahestand, bevor die deutschen Jugendvereinigungen unter dem immer stärkeren Einfluss der Nationalsozialisten dann ins extreme nationalistische Lager wanderten.

Albert Christel machte diesen politischen Wandel nicht mit. Er geriet in Opposition zur inneren Entwicklung der deutschen Freischar und war ein ausgewiesener Gegner des Nationalsozialismus. Christel versuchte, sich einen politischen Freundeskreis unter „Weimarer Demokraten“ und auch Kommunisten aufzubauen, um gegen das neue Regime Widerstand zu leisten. Christel verteilte auch nach 1933 Flugblätter gegen die NSDAP und half Juden und später französischen Kriegsgefangenen im Lager. 1934 erhielt er eine dreijährige Gefängnisstrafe und wurde 1939 wieder durch die Gestapo verhaftet. Christel wurde ins KZ gebracht und überlebte 6 Jahre Lagerhaft gerade mal so. Er musste den roten (politischer Gefangener) und den rosa Winkel (für Homosexuelle) tragen.

Christel war nach seiner Befreiung zu keiner regulären Arbeit mehr fähig. Die Lagerhaft, Angst , Hunger, Willkür und Bedrohung hatte ihm enorm zugesetzt. Körperlich und seelisch. Heute sprechen wir von PTBS (posttraumatische Belastungsstörung). Und wüssten, was zu tun wäre. Damals jedoch blieben viele ehemalige KZ-Häftlinge mit ihren Erlebnissen und Traumata allein. Sie wurden im Allgemeinen sogar verachtet und ausgegrenzt.

Seine Lyrik nach dem Krieg wurde nicht mehr gedruckt. Sie war nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Viele seiner Werke vor 1933 sind verschollen, nicht mehr auffindbar. 1977 beging Albert Christel Selbstmord. Der arme Mann! Daher ist es sicherlich richtig, dass wir sein Lied singen. Damit er in Erinnerung bleibt. Ein einfacher Mann im Widerstand. Ein Mann mit einem sehr schweren Leben, der es wert ist, dass wir uns an ihn erinnern.

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