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Ich bete an die Macht der Liebe – Teil 1

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Wiederum ein Lied, das es regelmäßig am Volkstrauertag auf die „Song List“ schafft. Und zu Brechreiz bei vielen. „Nachbars Liese“ – warum eigentlich? Das Lied besingt die erlösende Liebe Gottes, der „mich“ – das lyrische Ich bzw. den/die Sänger/innen des Liedes – durch Jesus aus dem „Zwange“ eines selbstbezogenen Daseins befreite: „Ich will, anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken“. Die Beatles texteten es zwar etwas moderner und umfassender, aber es läuft auf die gleiche Botschaft hinaus: „There’s nothin’ you can do that can’t be done, Nothin’ you can sing that can’t be sung, Nothin’ you can make that can’t be made, No one you can save that can’t be saved, Nothin’ you can do, but you can learn how to be you – All you need is love“. Im Prinzip drücken die Beatles nichts anderes aus, als dass Liebe immer in Bezug auf andere nur funktionieren kann. Nicht ICH-bezogen, sondern die anderen einbeziehend. Dann ist alles möglich. All you need is love. Der Text zu „ich bete an die Macht der Liebe“ hatte aber zunächst eine ganz andere Zielrichtung. Er wurde im Jahr 1750 (doch schon so alt!) vom radikalen pietistischen Prediger und Mystiker Gerhard Tersteegen erstellt, nachdem heute, insbesondere in NRW viele (weit weniger radikale)  Alten- und Pflegehäuser sowie Krankenhäuser benannt sind. Tersteegen war radikaler Protestant, der aber auch gerne Texte katholischer Mystiker/innen wie Teresa von Avila aus dem Latein ins Deutsche übersetzte – wenn ihm der gefundene Gedanke nutze. Der frühere katholische, später protestantische Priester Johannes Evangelista Goßner revanchierte sich 1825, in dem er den Originaltext von Tersteegen auf das heute Format „eindampfte“ und mit einer Melodie versah, so dass das Ganze singbar wurde. Witzigerweise – und so stellt sich heraus, dass Kunst immer eine Form von Eklektizismus ist – auf gut deutsch, jede/r klaut bei jedem. Nächste Woche geht’s weiter.

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