Von Nr. 1 Walfängern und bürgerlichen Goldfischteichen
Schriesheim ist ja eher ein betuliches Städtchen mit reicher Geschichte zwar aber auch mit provinzieller Biederkeit voll Sonntagsspaziergängen und Goldfischteichen. Viele Leute wohnen hier, kommen aber nicht über die Grenzen ihrer Milieus – alteingesessen oder zugezogen – hinaus.
Aber die Kultur kann ja eine Brücke zwischen den Milieus bilden, insbesondere dann, wenn die Songs von ganz weit her kommen und so exotisch sind, dass sie gleichzeitig alle Milieus faszinieren. Während Corona haben die britische a-capella Folkband The Longest Johns und der britische Folksänger Nathan Evans mit ihrer Version von „Soon may the wellerman come“ einen Nummer-eins-Hit in Deutschland geschafft. Obwohl oder gerade weil die Erstfassung über die Online-Plattform TikTok verbreitet wurde. Böse Zungen sagen, dass das Lied deshalb die jungen Leute angesprochen habe, weil sie während der Coronazeit genau so isoliert gelebt hätten, wie seinerzeit die im Lied besungenen Walfänger des 19. Jahrhunderts. Ich persönlich glaube, dass die Melodie einfach mitgerissen hat und jede/r einfach dem Drang nachgab laut zu singen und mit zu tanzen.
Das Lied beschreibt die Situation der Besatzung des Schiffes „Billy o’ Tea“, die auf Waljagd ist und die Ankunft der „Wellerman“ erwartet, eines Proviantschiffes der Gebrüder Weller. Das Lied geht so:
There once was a ship that put to sea,
And the name of that ship was the Billy o’ Tea,
The winds blew up, her bow dipped down,
O Blow, me bully boys, blow!
She had not been two weeks from shore,
When down on her a right whale bore.
The captain called all hands and swore
He’d take that whale in tow.
nächste Woche geht’s weiter…