Allgäuer Edelkitsch zum Schwarzwaldmädel?
Es geht um dieses Lied der Komponistin Hildegard Eckardt. Es wird gerne von der Lyra gesungen und ebenso gerne bei Konzerten gehört.
Die Nacht ist von den Bergen gestiegen,
Die Lichter im Tal löschen aus.
Wohl dem der eine Heimat hat,
Der sagen kann: ich geh nach Haus.So manches Leid schläft unter Dächern,
Die Nacht deckt es lindernd gut zu.
Am Himmel leuchten die Sterne,
Und unten im Tal schläfst auch du.Die Glocken läuten vom Kirchturm her,
Ihr Klang wehet weit übers Land.
Die Sehnsucht stille Wege geht,
Im Traum fühle ich deine Hand.Ein milder Schein wecket den Morgen,
Denn Freunde sind Sonne und Mond.
Sie lösen sich ab ohne Streiten,
Weil Streiten im Leben nicht lohnt.
Jeweiliger Refrain:
Bergheimat du, du schenkst mir die Ruh,
Bergheimat du, in dir find ich Ruh.
Das, was wir über die Komponistin wissen, ist höchst geschickt von ihr selbst in zwei öffentlichen Artikeln choreographiert. Hildegard („Hilde“) wurde am 10.03.1918 im sächsisch-erzgebirgischen Dorf Satzung (direkt an der Grenze zur damaligen Tschechoslowakei, ca. 21 km von Annaberg-Buchholz) geboren und trat bereits als 17jährige auf „Heimatabenden“ als Sängerin auf, „bezopft“ und „in Tracht“.
Jetzt übersetzen wir die Presseartikel der heutigen Zeit mal richtig: 17, also 1935, Drittes Reich, Heimatabend, also wahrscheinlich BDM und HJ, Tracht: Züchtige braune Uniform und strenger Zopf – dem Bild des „idealen deutschen Mädchen“ folgend – „die deutsche Frau raucht nicht, trinkt nicht und schenkt dem Führer viele Kinder“. Und ein junger Lehrer namens Ernst Eckardt verliebte sich in sie und beide heirateten 1937. 1938 musste Ernst Eckardt zur Wehrmacht und den ganzen Krieg mitmachen. 7 Jahre getrennt und ab 1946 Flucht in den Westen, nach Niedersachsen. Hildegard soll vor dem Krieg mit ihrer Schwester Lise Gitarre spielend im Erzgebirge getourt sein und im Krieg in den Lazaretten gesungen haben. Auch das weist auf eine Dienstverpflichtung im Rahmen der BDM und später in der „Reichsfrauenschaft“ hin.
Nächste Woche geht’s weiter…