Hatte sie (oder jemand anderer in ihrer Familie) einen höheren Dienstrang und musste deshalb 1946 aus der „Sowjetisch besetzten Zone“ (später DDR) nach Westen fliehen oder dachte dies tun zu müssen? Stichworte: KZ Annaberg-Buchholz ab 1933, Vertreibung der Juden aus Annaberg bis 1936-1940 etc. etc. Es ist unfassbar, dass die örtlichen Oberstdorfer Journalist/inn/en nicht die simpelsten Nachfragen stellen. Stattdessen wird in den Artikeln eine „Idylle“ ausgebreitet. In den 70er Jahren (u.a. zur Zeit von „Holocaust“ mit Meryl Streep) beginne Hildegard Eckardt in ihrer neuen Heimat Oberstdorf zu komponieren, 200 Werke werden es und die eigene Familie mit vier Kindern, alle verheiratet samt Enkeln und Urenkeln mutieren zu einer Art „Trapp-“ oder „Kelly-Family“ des Allgäu, die zu hohen Festtagen gemeinsam trällernd sich Presse und Öffentlichkeit präsentieren. Auch die lange haltende Ehe, mehr als 70 Jahre, wird immer gekonnt inszeniert. Zugegeben: Das Lied Abendfrieden ist gut zu singen, es ist eingängig. Es geht ans Herz. Aber es ist knapp vor dem Edelkitsch a la „Schwarzwaldmädel“ mit Sonja Ziemann.
Mit Gewalt sollen Fragen verhindert werden. „Denn Freunde sind Sonne und Mond, sie lösen sich ab ohne Streiten, weil Streiten im Leben nicht lohnt“. Ist das das irrlichternde Fazit einer ex-BDM, die als junge Erwachsene – im Stil von Luise Rinser – für Hitler sang und betete? Für den „Erfolg der deutschen Waffen“ und zur „Erbauung“ der Schwerverwundeten und Sterbenden im Lazarett? Wer drei Jahrzehnte nach seinem Handeln 200mal „Bauernmalerei“ im „eiteitei“-Stil komponiert, hat (sich) nie Fragen gestellt und auch (anderen) nie welche beantwortet, sondern immer alles „drunten gehalten“ – „Haltung bewahrt“, zugedeckt. Ein mehrfach Schwerverwundeter wie Willi Heinrich hat mit seinem Roman „Das geduldige Fleisch“ bereits 1955 (5 Jahre nach dem „Schwarzwaldmädel“) Fragen beantwortet. Mehr als genug für jeder-mann und -frau. Hildegard Eckardt hat all diese Fragen tot komponiert; Zitat: „so manches Leid“ unter so manchem Dache „deckt die Nacht“ – Gott sei Dank???!!! – „lindernd gut zu“. Hildegard Eckardt starb am 02.10.2013 mit mehr als 95 Jahren in Oberstdorf. Es ist in Ordnung, dass dieses Lied gesungen wird. Es ist aber mehr nur notwendig, die Schweigespirale dahinter endlich mal rauszunehmen und den sächsisch-erzgebirgischen „Allgäu-Kitsch“ endlich zu hinterfragen.