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Söhne Schriesheims

group of people standing indoors

was ist unser Selbstverständnis?

Chorgesang generell gilt als uncool. Warum eigentlich? Wenn in der Politik zwanzig Leute gleichzeitig reden, kommt nur Chaos raus. Wer das nicht glaubt, kann sich ja gerne abends Politik-Talk Shows anschauen. Fünf Leute reichen da schon. Jede/r unterbricht jede/n. Nicht ausreden lassen, ist da die Parole. Irgendwie Fake, wenn Sie mich fragen. Denn auch im realen Politik-Leben muss in Koalitionen zusammen gearbeitet werden. Geht das da genauso zu? Wie soll das ohne Respekt voreinander funktionieren? Wenn in der Musik, in einem Chor, 5, 10, 20, 40, 100 Leute oder mehr zusammen singen, kann Harmonie entstehen, OBWOHL ALLE gleichzeitig singen. Ich beschwöre hier keine Idylle. Das ist harte Arbeit. Leistungssport. Und wir wirklich die Leistung abrufen können, ist immer der wirklich kritische Punkt. Wir können wochen- und monatelang üben und dennoch bei einem Auftritt nicht das Beste bringen.

Energie ist das Schlüsselwort. Wenn wir die nicht ziehen können, dann wird das nichts. Um an die Energie zu kommen, brauchen wir Demut. Demut, weil Erfolg nicht selbstverständlich ist. 3, 4, 5 Minuten – je nach Lied – hoch konzentriert zu bleiben, die Harmonie des Stückes zu treffen. Das geht nur mit aufeinander hören. Und das geht wiederum nur mit Respekt.

Ein Chor kann die Unterschiede zwischen uns nicht egalisieren oder ungeschehen machen. Manche sprechen Fremdsprachen, andere nicht. Es gibt Ältere, Jüngere. Wohlhabende und Normalos. Welche mit Haus und Garten, andere ohne. Die einen fahren dicke Schlitten, die anderen nicht. Es gibt Fleischfresser und Vegetarier. Religiöse und nicht religiöse.

Ur-Schriesemer und Zugezogene. Akademiker (“Subbergscheite!”), Angestellte und Handwerker. Es gibt SOGAR SCHWABEN bei uns.

Willkommenskultur für Schwaben? Unfassbar. Ich weiß. Wie gesagt, es ist als Chor nicht unser Job, die Unterschiede zwischen uns zu egalisieren.

Aber auf der Bühne sind wir alle gleich. Da kommt es darauf an, dass “in der Stimme mal endlich Führung ist”, wie sich unser Chordirektor Frank Ewald ausdrückt. Wer in der Stimme führt und Vorbild ist, sich was traut, die anderen mitzieht, kann man nicht an der Herkunft fest machen.

Daher hat hier jeder, in jedem Lied eine Chance, mal vorzugehen.

Initiative zu zeigen. Chorklang zu machen. Etwas aus sich zu machen.

Respekt zu erlangen, von den anderen. Damit kann man doch schon mal den Donnerstagabend verbringen, was? Und lernen, der eigenen Angebeteten was vorzusingen. Elvis, Robbie. Mal was selbst singen, nicht immer die Konserve singen lassen. DAS ist doch uncool. Werdet cool, werdet wild.

Bei uns. Macht mit.
Viele Grüße, Ingo Kuntermann

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