An die Generation der Ü20er –
“We will rock You – und Ihr werdet das ganz genauso“
Vor Corona gab es noch Konzerte der T-Band im Zehntkeller. So 2019. Da war ich 50. Bei den Konzerten mischte sich immer jung und alt. Unvergessen ein Konzertabend, als in der Pause sich in der Diskussion ein Twen mit der Frage rauswagte: “Ja, was wird den mit MEINER Rente?” Gute Frage, nächste Frage. Gott sei Dank hatte er nicht mich gefragt, wann ich denn in Rente ginge oder die gesamte T-Band. Viele hätten so reagiert: „Jetzt schaff erst mal was, bevor Du…“ Ich fand die Frage nicht bizarr. Sondern offen und ehrlich. Da hatte einer gewagt zu sagen, ich habe Angst. Ein junger Mann hat Angst und sagt das auch. Finde ich super. Frauen lernen schon in der Wiege, dass sich äußern was im Leben bringt, während die meisten Männer noch mit Ü60 den Maulfaulen nicht nur laienhaft mimen, sondern Oscar-reif darstellen können. Nur eben nicht mehr so sexy wie der junge Clint Eastwood. Und dann auch noch ohne Zigarre in der Gosche. Doch zurück zur Angst. Ich konnte den jungen Mann gut verstehen. Als ich mein Studium erfolgreich abschloss, war ich 26.
Das Jahr davor war ich mit den Wirtschaftsgeographen auf Exkursion im Südschwarzwald. Dort erklärte uns ein Geschäftsführer der dortigen Uhrenindustrie, dass es ihm ja sehr leid tue aber für uns junge Menschen gebe es überhaupt gar keine Zukunft. Ich war total sauer. Woher kannte mich der Typ? Woher nimmt so jemand die Gewissheit her, mein künftiges Leben bereits bis in alle Einzelheiten zu kennen? Das Ende ist kurz erzählt. Kurz darauf ging die Schwarzwälder Uhrenindustrie den Bach runter. Der Geschäftsführer hatte keine Zukunft mehr. Wir damals Jungen aber sehr wohl. Wir erfanden die IT-Branche. “New Economy” hieß das damals. Klar, wir waren arrogant, flogen Anfang 2001 dann voll auf die Nase, nach dem Hype kam der Crash, aber die IT blieb dennoch, wurde immer stärker und ernährt nicht nur mich noch heute. Keiner der Jungen von damals pennt heute unter der Brücke, alle sind was geworden. Alle hatten eine Zukunft. Junge Männer müssen reden lernen, ihre Altersgenossinnen können das schön von klein auf. In der Musik können junge Männer sich nicht nur ausprobieren, sondern sich auch äußern, mit Hilfe von Musik „reden“, schauen, was alles in ihnen steckt. Vielleicht sich auch mal mit Männern zusammentun, die schon was erlebt haben im Leben, welche, die einen jungen Menschen ernst nehmen. Die klar sagen “bange machen gilt nicht”, sondern “We will rock You – und Ihr werdet das ganz genauso“. Schon Platon schimpfte vor über 2.000 Jahren über DIE JUGEND. Das hat so einen Bart. Macht was aus Euch, Ihr schafft das auch. Wir alle zusammen.
Kommt zu uns, zu den Söhnen Schriesheims.