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Alte Wege …

… führen zu neuen Wegen, die wieder alte werden

Umbrüche haben es schwer. Alle reden darüber, alle fordern sie sogar, aber sobald sie da sind, wird es eng für den Umbruch. Veränderungen sind in der Tat Zu-Mut-Ungen. Es braucht Mut und den soll man sogar noch zu sich nehmen. Wer ist überhaupt der „man“? Ich, Du, Sie, wir alle. Wir müssen den Mut aufbringen. Die einen, loszulassen, zu gestatten, dass die Jüngeren nunmehr das Heft in die Hand nehmen und diejenigen, die loslegen, müssen den Mut aufbringen, die Strategie durchzuziehen. Alte Wege sind nicht schlecht. Sie sind oft begangen. Sie gleichen weiten, offenen Boulevards. Wir sehen weithin, woher wir kommen. Allerdings knallt uns auf den Boulevards auch die heiße Sonne heftig entgegen. Neue Wege gleichen eher unbegangenen, schattigen Waldpfaden. Robert Frost: „Im Wald zwei Wege boten sich mir dar und ich wählte den, der am wenigsten begangen war, und dies entschied über mein ganzes Leben.“ Frost sagt nichts darüber aus, ob der Weg gut oder schlecht war. Er lockt mit dem Verborgenen, Unbekannten, Waghalsigen. Boulevards können auch plötzlich enden: Ein Chor darf sich nicht in die Sackgasse der letzten Jahrzehnte verirren: nach jungen Leuten rufen, und ihnen dann, wenn sie da sind, keine Entfaltungsmöglichkeit bieten. Die Chorlandschaft darf sich nicht wundern, dass sie heute schlecht so dasteht. Und sie stünde auch ohne Corona so da. 

Auf der anderen Seite ist ein gelungener Generationenwechsel auch eine Auszeichnung für einen Chor. Seht her, es ist uns gelungen, den Jüngeren so viel Gutes mitzugeben, dass sie bleiben und jetzt „ihr Ding“ daraus machen. Und das dürfen wir der Lyra gerne attestieren. Der Verfasser ist geradezu vom Engagement und den ganzen Ideen, die hier sprühen, entzückt. Hier muss niemand „zum Jagen getragen“ werden, eher fragen alle „kann ich noch mehr tun – ich hab ne Idee.“ In diesem Sinne dürfen alle Schriesheimer gespannt sein, was an der Jubiläumsgala am 08.07. nicht nur durch Lyra und Söhne Schriesheims aufgeführt wird.

Eines ist jedoch auch klar, und auch beruhigend, auch aus neuen Wegen werden mal alte Wege werden. Und diese werden durch andere, neue Wege ersetzt, neue Generationen, die andere Musik machen. Welche Musik das sein wird, darüber möchte der Verfasser nicht spekulieren. Denn Zukunftsvisionen können in die Irre führen. 

Erinnern Sie sich an die Filmreihe „Zurück in die Zukunft“? Der erste Teil spielt Mitte der 1980er Jahre, der zweite Teil in den 2000ern. Schwebende Autos aber kein Hinweis auf das reale World Wide Web, Handysucht oder Facebook. Wir irren uns, wenn wir uns vormachen, wir wüssten, was die Zukunft mit sich bringt. Wir dürfen aber neugierig sein und Zutrauen haben. Auch in uns selbst. 

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