Zum Inhalt springen

Salley Gardens – Teil II

a woman holding a green mug

Der Betrachtung des Menschen als Produkt komplexer gesellschaftlicher oder geschichtlicher Umstände stellt Yeats in seinen poetischen Tragödien, die in der sagenumwobenen irischen Vorzeit spielen, gleichsam in modellhafter Klarheit oder Vereinfachung menschliche Grundgegebenheiten wie Liebe, Mut, Hass, Treue oder Eifersucht bzw. Verrat und Ehre gegenüber; seine Helden und Heldinnen treffen ihre Entscheidungen gegen die Zwänge widriger Umstände und setzen diese dann ungeachtet aller Widerstände durch. Dieses Weltbild, das Yeats dramatisches Werk prägte, stieß allerdings nicht auf das Wohlwollen der katholischen Nationalisten in Irland. Deshalb machte Irland gerne weltweit Werbung mit seinem Namen, zu Hause in Irland wurde er von Kirche, Kultur und Politik eher totgeschwiegen.

Erst der Zusammenbruch des Ostblocks ab 1989 – fast zeitgleich mit der Krise der irisch-katholischen Kirche – führte auch zum Yeats-Glasnost in Irland. Erst da näherten sich die Iren wieder seinem idealistisch-mystischen Werk. Lassen wir mal den Text sprechen:
„Down by the salley gardens my love and I did meet;
She passed the salley gardens with little snow-white feet.
She bid me take love easy, as the leaves grow on the tree;
But I, being young and foolish, with her would not agree.
In a field by the river my love and I did stand,
And on my leaning shoulder she laid her snow-white hand.
She bid me take life easy, as the grass grows on the weirs;
But I was young and foolish, and now am full of tears“  

Es ist das Poem über einen jungen Mann, der sich nicht der Liebe seiner Liebsten würdig erweist, er nimmt das Leben schwer und die Liebe nicht leicht, worum sie ihn beides bittet. Er war jung und dumm und nun sind seine Augen voller Tränen. Wahrscheinlich weil sich seine Liebste einen anderen genommen hat, der früher zum Mann wurde und Leben und Liebe so nahm, wie sie zu nehmen sind, leicht, nicht schwer.

Denn nur derjenige wird das Leben gewinnen, der nicht am Ernst und der Schwere zerbricht, sondern die Liebe als leichtes Gegengewicht sieht. Das ist vielleicht auch besser geschrieben als gelebt. Denn Irland war bis zu Beginn der 90er Jahre das Armenhaus Europas. Millionen Iren sind die Jahrhunderte zuvor vor allem in die USA und nach Australien ausgewandert. Das Buch „Asche meiner Mutter“ von Frank McCourt zeichnet dazu ein lebendiges, ja geradezu Anti-Yeats-Bild Irlands. Um Irland, seine Lebendigkeit und Schwermut zu verstehen, braucht es beides. Ende der Serie.

Teilen macht Spaß