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Londonderry Air – Teil 1

person holding hour glass

Zum Repertoire der Lyra/Söhne gehört auch das o.g. Lied „In der Fremde – Londonderry Air“. Die Melodie basiert auf dem irischen Volkslied „Londonderry Air“. Die Melodie wird als Siegeshymne der nordirischen Mannschaften u. a. bei den Commonwealth Games gespielt. Der deutsche Text stammt vom deutschen Komponisten Jacob Bürthel (geb. 1926) und hat so gar nichts mit den irischen Originalen zu tun: „Wenn ich alleine unter fremden Menschen bin, denk ich zurück, an meine Jugendzeit; Mir kommen leicht vergilbte Bilder in den Sinn, erinnern mich an Tage voller Seligkeit.“ Die zweite Strophe geht so: „Wie unter dunklen Wolken liegt die graue Stadt, kein Vogel singt in diesem Meer von Stein; Arm und verlassen, wer hier keine Freunde hat, der lebt mit seinen Wünschen namenlos allein.“ Der gemeinsame Refrain: „Doch was einst war, bringt auch die Sehnsucht nicht zurück; ein flücht‘ger Traum erhellt die Einsamkeit; die Schöne Zeit schwand wie ein (bunter) Schmetterling, und wie im Stundenglas verrinnet unser Glück.“ Jakob Bürthels Textversion ist ein Kind ihrer Zeit.
Die Kritik an der einsam machenden Stadt, dem Moloch aus Beton, Glas und Stein im Gegensatz zum einfachen aber beschaulichen Landleben, wo alle zusammenhalten und einander kennen, lag schon in der Tradition des Wandervogels und wurde auch in der NS-Zeit hochgehalten. Pure Ideologie. Jeder Ökologe weiß heute, dass die Artenvielfalt in den Großstädten zum Teil höher ist, als auf dem Land. Die Stadt als Tischleindeckdich für jede Menge Getier.

Im Westend Berlins können Dir morgens Wildschweine oder Füchse über den Weg laufen, von Schriesheim ganz zu schweigen. Aber was gelten schon Fakten? Selbstverständlich geht so eine frühe Prägung nicht einfach nach dem Ende des „Tausendjährigen Reiches“ weg, sondern erhält sich. Die Sehnsucht nach der guten alten Zeit in einer Zeit, in der die Niederlage zweier Weltkriege steckt und in der nichts mehr sicher und gewiss erscheint, ist auch verständlich. Anders wäre auch der Erfolg des Films „Schwarzwaldmädel“ oder der „Sissi“-Trilogie nicht erklärlich.

Interessant zu wissen ist, dass die Melodie von Londonderry Air offensichtlich keine feste Textbindung kennt, sondern als Träger ganz unterschiedlicher irischer und englischer Dichtung verwendet wurde. In der Version Bürthels ist der Text der national-irischen Dichterin Katherine Tynan Hinkson (1858-1931) mit dem Titel „Irish Love Song“ (irisches Liebeslied) aus dem Jahr 1892 angefügt: „Would God I were the tender apple blossom, That floats and falls from off the twisted bough, To lie and faint within your silken bosom, Within your silken bosom as that does now.,“ Teil 2 folgt.

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