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Hört ihr Herrn

…und lasst euch sagen – Ein Lied, das die Zeit erzählt

Volkslieder haben die schöne Angewohnheit, sich tief ins kulturelle Gedächtnis einzugraben. Sie begleiten uns durch Jahrhunderte, werden gesungen, umgedichtet, angepasst und neu interpretiert. Eines dieser Lieder, das sich bis heute in vielen regionalen Varianten hält, ist das Stundenschlag-Lied „Hört ihr Herrn und lasst euch sagen“ – eine Melodie, die früher durch die dunklen Gassen hallte und Menschen mit mahnender Stimme an die Vergänglichkeit des Lebens erinnerte. Doch wer war Robert Pappert, und warum hat er dieses Lied bearbeitet?

Eigentlich handelt es sich bei „Hört ihr Herrn und lasst euch sagen“ um ein sehr altes Stundenschlaglied, das bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Ursprünglich von Nachtwächtern gesungen, diente es als eine Art musikalische Uhr, die die Einwohner eines Ortes darüber informierte, dass eine weitere Stunde der Nacht verstrichen war – oft verbunden mit ermahnenden Worten zur Tugendhaftigkeit und Besinnlichkeit.

Robert Pappert (1930-2010), ein moderner Musiker und Arrangeur, griff das alte Lied auf und verlieh ihm durch seine Bearbeitung einen neuen musikalischen Anstrich. Doch warum ausgerechnet dieses Lied? Ganz einfach: Es ist ein stimmungsvoller Ohrwurm mit geschichtlicher Tiefe, der sich ideal für Neuinterpretationen eignet.

Pappert blieb der traditionellen Melodie treu, verlieh ihr aber eine frische Dynamik. Seine Bearbeitung zeichnet sich durch ein harmonisches Arrangement aus, das die Schlichtheit des Originals bewahrt, aber zugleich moderne Elemente einfließen lässt. Das Ergebnis? Ein Stück, das gleichermaßen historisch klingt, aber nicht verstaubt wirkt.

Typischerweise wird das Lied in einem getragenen 4/4-Takt gesungen, oft mit einem feierlichen Choralcharakter. Die Melodieführung ist eingängig, sodass selbst ungeübte Sänger problemlos mitsummen können. Pappert hat es verstanden, mit seinen Arrangements den feierlichen Charakter beizubehalten, aber das Lied gleichzeitig für ein modernes Publikum zugänglicher zu machen.

Was dieses Lied so faszinierend macht, ist seine Mischung aus ernster Mahnung und einer gewissen skurrilen Nostalgie. Es erinnert uns an eine Zeit, in der Menschen ihre Uhren noch nicht am Handgelenk oder im Smartphone trugen, sondern sich auf den Nachtwächter verlassen mussten. Heute wäre es fast unvorstellbar, dass jemand durch die Straßen zieht und ruft: „Die Stunde hat geschlagen, kehrt um auf eurem Weg!“ Wahrscheinlich würde der arme Kerl direkt mit einer Lärmklage rechnen.

Doch genau diese Mischung aus Historie und musikalischer Schlichtheit macht das Lied bis heute beliebt – sei es als traditionelles Volkslied oder in der modernen Fassung von Robert Pappert. So bleibt es ein zeitloses Stück Musikgeschichte, das in keiner Volksliedersammlung fehlen sollte. Also: „Hört ihr Herrn und lasst euch sagen“ – vielleicht ist es an der Zeit, dieses Lied mal wieder anzustimmen!

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