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Sozialismus, Altruismus und Musik

photo of people near wooden table

Ein schwedischer Professor berichtete, dass bei ihm nie ein Student durch eine Prüfung durchfiel. Aber einmal sei ein kompletter Kurs durchgefallen. Der Kurs bestand darauf, dass der Sozialismus funktionsfähig ist und dass niemand arm und niemand reich sein sollte, jeder müsse gleich sein! Der Prof. sagte ihnen:
“OK, wir werden in diesem Kurs ein Experiment mit Sozialismus machen. Alle Noten werden durchschnittlich sein und jeder bekommt dieselbe Note, also wird niemand versagen und niemand bekommt eine 10.” Nach dem 1. Test wurden die Noten addiert und durch die Zahl der Schüler geteilt und jeder bekam eine 8. Die Einser-Studenten waren verärgert, aber die Mittleren und Schlechten waren überglücklich. Als sich der 2. Test näherte, lernten die schlechten Schüler noch weniger, und die Einser-Studenten, sagten sich, dass sie auch die Hilfe anderer wollten, also lernten auch sie weniger. Der Durchschnitt des 2. Tests war 6. Als der 3. Test geschrieben und zurückgegeben wurde, lag der Durchschnittswert bei 4. Zur großen Überraschung aller Studenten waren sie alle zusammen gescheitert. Der Professor sagte ihnen, dass das Experiment irgendwann scheitern musste. Wenn die Hälfte der Bevölkerung sieht, dass sie nicht arbeiten kann, weil die andere Hälfte sich um sie kümmert und wenn die Hälfte, die gearbeitet hat, merkt, dass es keinen Sinn mehr hat, zu arbeiten, weil andere die reinen Nutznießer ihrer Arbeit werden, dann ist das das Ende jeder Gruppe. Was hat das mit Musik und einem Chor wie der Lyra/Söhnen zu tun? Jede Menge! In einem Chor können alle Teilnehmer den Altruismus lernen, der nötig wäre, damit ein solches Experiment auch – zeitweise – funktioniert. Was bedeutet Altruismus: „Uneigennützigkeit, Selbstlosigkeit, durch Rücksicht auf andere gekennzeichnete Denk- und Handlungsweise“. Man könnte und sollte es auch Kameradschaft nennen. Das Experiment funktioniert aber nur bei einem Großereignis wie einem Auftritt oder einem Preissingen. Sonst nicht. Warum? Weil Menschen eigensinnig und Individuen sind, sowie eigene Ziele und Prioritäten haben. Sie müssen arbeiten und/oder lernen, haben Beziehungen und/oder Familie oder wollen sich eine aufbauen, haben andere Hobbys, verreisen auch außerhalb von Ferienzeiten, sind egoistisch, verfolgen eigene Ziele. Schmollen, sind wütend, fühlen sich nicht gesehen und gewürdigt. Denken oftmals irrigerweise, dass sie selbst viel mehr für den Chor tun als andere. All das steht dem Altruismus im Weg und ist die Realität des Lebens, des Handelns und des Seins. Und zwar bei jedem von uns. Wer das nicht akzeptiert, kann nur verzweifeln und sich aufreiben.

Auch wahr ist, dass ein potenzieller Auftritt aber eine Gruppe – zeitweise – richtig fest zusammenschweißen kann. Und je öfter eine Gruppe die positive Erfahrung macht, dass Zusammenarbeit allen hilft, desto schneller kommt die Gruppe wieder in diesen Modus, wenn ein gemeinsames Ziel klar ist. Wir haben in der Lyra einige Sänger, die Solos singen. Das sind in der Tat die Stars. Sie können Noten nicht nur lesen, sondern Notenwerte erkennen und auch aussingen und aushalten. Sie sind die Leitstimmen, die Einser-Studenten, wenn Sie so wollen. Sie sind wie Leuchttürme, an denen sich andere orientieren können. Sie müssen laut heraussingen, aber eben nicht so laut, dass sie als Einzelstimmen sofort zu identifizieren sind. Dann hätten wir Ariensänger in einem Chor, aber eben keinen Chorklang. Das ist der Altruismus der Einser-Studenten, den wir brauchen. Sich reinwerfen, aber wissen, wo Zurückhaltung erforderlich ist. Und nicht auf andere herabzusehen. Der Altruismus der Mittleren und Schlechteren besteht darin, dass sie wissen, dass sie keine Noten lesen können und jemanden brauchen, an den sie sich anlehnen können. Ohne diesen mies zu machen oder zu verachten. Das Gefühl braucht es wechselseitig. Wir brauchen also auch hier Einsatz. Die Bereitschaft, lauter zu singen als gewohnt, Fehler zu machen, dafür gemaßregelt zu werden und die eigenen Fehler selbst anzuerkennen. Und daran zu arbeiten, ohne zu schmollen oder sich zurückzuziehen. Sondern vielmehr mit der Haltung, ich lade mir jetzt die Lieder runter und übe zu Hause selbst noch mehr und so lange, bis die Vögel da draußen vor Neid vom Baum fallen. In dem Wissen, mglw. nie das Einser-Niveau zu erreichen. Aber in dem Wissen, dass ALLE gebraucht werden, wirklich ALLE, damit überhaupt ein Chorklang entsteht. Und wegen dieses Chorklanges kommen Sie ja ins Konzert. Wenn 40 Leute auf einer Bühne stehen, entsteht die Situation „Cocktailparty“. Jeder redet durcheinander, es entsteht Chaos und Lärm, ist unauflösbar. Wenn aber 40 Sänger auf einer Bühne stehen, entsteht Harmonie und Klang. Nochmals zusammengefasst, Altruismus oder Kameradschaft funktionieren nur dann, wenn ALLE mehr machen, als sie eigentlich müssten oder wollten. Wie nach dem mathematischen Theorem des Nobelpreisträgers John Nash: Jeder tut das, was für ihn gut ist UND zugleich gut für die Gruppe. Wenn Sie also jetzt immer noch nicht wissen, warum Sozialismus nicht nur in der Musik nicht funktioniert, prüfen Sie Ihr eigenes Verhalten im täglichen Leben, auch und gerade, wenn Sie sich für eine oder einen Sozialisten halten, die oder der es doch besser wüsste. Tun SIE mehr, als SIE müssten? Für wen? Für welche Gruppe? Es fängt schon damit an, dass die Vereine, in denen Menschen zumindest mal ab und zu altruistisches, kameradschaftliches Verhalten lernen könnten, heutzutage als uncool gelten. Es wird viel darüber geredet, was „man“ alles an Gutem tun müsste. Mit „man“ gemeint sind dann andere. Nicht „man“ selbst. Und beim Reden bleibt es dann auch meistens. Und beim Nichtengagieren. Mehr Gemeinschaft kann aber nur dann entstehen, wenn sich die Einzelnen nicht abseits stellen. Sondern mutig mal was riskieren und irgendwo dabei sein wollen und mitmachen. Singen ist eine der ältesten Kulturtechniken der Menschheit. Wir brauchen den bestmöglichen Einsatz des Einzelnen, um diesen zu einem Vielklang zu verschmelzen. Welcher Junge und Mann das üben will, herzlich willkommen jeden Donnerstag ab 18.45 Uhr in unserem Vereinsheim, Bismarckstraße 48. 

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