Letzte Woche gab es ein wenig Aufregung, da ich das mit dem Sex geschrieben hatte. Seltsam, denn eigentlich müssten doch alle froh sein, dass es generationsübergreifende Themen, gerade auch im Männergesang, gibt. Lediglich die Sprache ändert sich dabei von Generation zu Generation. „Es wollt ein Jäger jagen“ war die Biedermeier-Variante des Themas. Aber damit hört es ja nicht auf. Gerade der Rock’n‘ Roll wird ja mit Sex gleichgesetzt. „Rocking and rolling“, also „sich wiegen und herumwälzen“ galt schon ein paar Jahrzehnte vor dem offiziellen Start des Rock’n‘ Roll als Slang-Synomym für Sex. Kein Wunder, dass das Publikum weltweit ausrastete und über die Stränge schlug und alles, was sich im Weg befand. Von der Band „Queen“ stammte ja 1977 das Lied „We will rock you“, eine Hymne, die gerne auf allen Partys der 80’er und auch noch heute mit rhythmischem Stampfen und Klatschen von allen Anwesenden gesungen wird. Das Lied ist ja eine Verheißung der aufmüpfigen Entwicklung eines jungen Mannes mit allen Nachteilen („blood in the face“) und auch Vorteilen („gonna make you some peace someday“), die das mit sich bringt.
Die Lyra singt die Weiterentwicklung dieses Liedes unter dem Titel „Rock Mi“. Der Rhythmus von „we will rock you“ ist gleich geblieben, auch das Stampfen und Klatschen, aber der neue Text des gemischten Texter-Duos handelt weniger von Aufbegehren und Revolution, viel mehr von dem Begehren zwischen den Geschlechtern, dass dann fast schon zünftig oberbayerisch mit Augenzwinkern und eindeutigen Uneindeutigkeiten zur Sache kommt. Jede/r weiß ganz genau, was gemeint ist und grinst sich eins.
Aus dem Rock entwickelte sich auch der Pop, der ja eher Swing Anteile hat und daraus die Ballade, die insbesondere Elvis Presley über Jahrzehnte kultiviert hat. Wer kennt es nicht: „Can‘t falling in love“, arrangiert für Elvis, gesungen auf dem Lyra-Konzert 2018, performt von den jüngeren Sängern der Lyra, den „Söhnen Schriesheims“. „Wise men say, only fools rush in“ – Weise Männer warnen immer davor, wie ein Trottel stürmisch auf die Liebste zu zugehen – „take my hand, take my whole life, too“ – Nimm nicht nur den kleinen Finger, sondern die ganze Hand, ja sogar mein Leben – da kann man(n) nur hoffen, dass der Arme am Ende erhört wurde. Wird doch das Lied fast durchgängig in forte gesungen, um dieser stürmischen Werbung und dem Antrieb fundamentaler Kräfte das nötige Feuer zu geben. Was wir in dieser Richtung noch so alles singen und wer die „Söhne Schriesheims“ sind, lesen Sie nächste Woche.
Liebe Männer, wenn Ihr EurenFrauen/Freundinnen mal so ein Ständchen bringen wollt, empfiehlt es sich, richtig singen zu lernen. Jeden Donnerstag um 18.45 Uhr hier bei uns.
Bis nächste Woche.
Ingo Kuntermann