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Tebe Pojem – Teil 3

Volks-TRAUER-Tag – Rußland und unsere Fähigkeit zu trauern

Die Frage ist, wie trauern wir künftig gemeinsam? Der Stadtarchivar und Historiker Dr. Dirk Hecht hatte vor ein paar Jahren in den Schriesheimer Jahrbüchern einen interessanten Vorschlag gemacht. Im angelsächsischen Raum dekorieren sich die Trauernden mit einer roten Mohnblüte. Jede dieser Blüten symbolisiert einen Toten aber auch die Mohnblüten, die nach den Kriegen auf den Schlachtfeldern z.B. in Flandern wuchsen. Vielleicht wäre es nicht schlecht, wir würden uns anschließen und damit etwas Verbindendes tun.

Vielleicht sollten wir uns zu den Volkstrauertagen auch ausländische Gäste einladen. Aus Uzès. Briten, Amerikaner, Russen, Polen die in unserer Region wohnen. Trotz, oder gerade wegen des Brexit wäre Gemeinsamkeit wichtig. Hier wäre Tebe Pojem gut zu singen, auf Deutsch und auf Russisch. Der englisch-französisch-deutsche Film „Joyeux Noel“ behandelte 2005 den so genannten „Weihnachtsfrieden“ an der Westfront des Ersten Weltkriegs. Man mag von dem Film halten, was man will. Aber ich fand den Soundtrack ziemlich gut. Dreaming of Home wäre ein geeignetes Lied für die Männergesangsvereine – das auch von den Zuschauer/innen – gut mitgesungen werden könnte. Gerne einfach mal googeln und sich anhören. Es gibt eine recht getragene Version des bekannten britischen Kinderchors LIBERA aber natürlich auch die etwas schmissigere Film-Version, gesungen von einem Männerchor. Es entspricht einem klassischen, sehr ruhig vorgetragenen Volkslied, nur eben auf Englisch. Text: „I hear the mountain birds, The sound of rivers singing; A song I’ve often heard; It flows through me now, So clear and so loud, I stand where I am and forever I’m, Dreaming of home, I feel so alone, I’m dreaming of home“ Und so geht das Heimwehlied insgesamt vier Strophen lang.

Das Lied stammt von dem französischen Filmmusik-Komponisten Philippe Rombi (geb. 1968). Der ursprüngliche Titel lautet: L’Hymne des Fraternisés – „das Lied der sich Verbrüdernden“. Rombi ist kein unbekannter Künstler, wurde er doch für den französischen Filmpreis César / Beste Filmmusik nominiert. Der Hintersinn des Liedes ist tiefgründig. Warum haben wir die Heimat eigentlich verlassen, um uns hier zu töten? Das wird SO nicht gesungen, aber es klingt mit. Plötzlich sind einfachste Dinge, die nie aufgefallen sind, Bäume, Vögel, Bäche, wichtig. Sie erinnern alle – hüben wie drüben – an zu Hause und dass sie gerne dort wären, anstatt hier alleine mit üblen Gedanken im Krieg.

Ich glaube, dass dieses Lied verbindet. Lasst uns diesen Gedanken mal gemeinsam weiterverfolgen. Zusammen mit der Dr. Hechtschen Idee der Mohnblüten. Der Volkstrauertag kann sehr viel mehr Menschen anziehen und zum Mitmachen bewegen. Ende der Serie.

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