Mit Bruno Amler gedenken wir heute eines Mitglieds „der alten Schule“ bei der Lyra, wie es so schön heißt. Bruno Amler stand nicht im Fokus der Öffentlichkeit. Von ihm sind keine Artikel im Mitteilungsblatt bekannt, auch keine Reden und Ansprachen, keine sonstigen Handlungen und Taten, von denen vielleicht in Zukunft ein Schriesheimer Jahrbuch vermelden wird. Und dennoch war er ein unverzichtbarer Teil unseres Chors.
Er wurde 1953 Mitglied. In diesem Jahr war die Bundesrepublik Deutschland gerade mal vier Jahre alt, und in Ostdeutschland wurde der Volksaufstand niedergeschlagen. Der Koreakrieg ging gerade zu Ende. Die Zeiten waren stürmisch, unruhig. Die kommunistische Bedrohung von außen war sichtbar.
Wer in einer solchen Zeit zu einem konservativen Milieu gehörte, und die Lyra war zu dieser Zeit ganz klar im katholischen Einfluss verankert, der setzte ein Statement. Und sein Statement war fundamental:
72 Jahre Mitgliedschaft, 70 Jahre aktiver Sänger, 40 Jahre Beisitzer für den 1. Tenor im Erweiterten Vorstand der Lyra.
Bruno Amler hat fast 40 Jahre lang kein einziges Sängerfest verpasst, wurde über 30 Jahre für nicht verpasste Singstunden geehrt. Er bekam alle möglichen Ehrungen von der Lyra, dem Sängerkreis Weinheim, vom Badischen und Deutschen Chorverband und die Schubertmedaille für 70 Jahre aktives Singen.
Bruno war auch bei jedem Arbeitseisatz der Lyra dabei, sei es der Auf- und Abbau zum Grill- oder Straßenfest. Und glauben Sie mir, in 70 Jahren kommen da Dutzende von Grill- und Straßenfesten zusammen.
Sein Sohn Michael sagte: „Das Gemeinschaftsgefühl mit den Sängern und deren Familien und das Singen bei der Lyrafamilie lag ihm immer am Herzen.“
Daher war Bruno Amler in seiner Zeit unverzichtbar. Er war höflich und freundlich, immer da und packte an. Er war verlässlich. Das ist eine zweiseitige Medaille. Die eine Seite war, dass man immer darauf bauen konnte, dass Bruno mitmachte. Die andere: Stille, helfende Menschen werden manchmal übersehen oder für selberverständlich genommen. Dabei ist so ein Verhalten nicht selbstverständlich. Sich in den Dienst stellen entspricht nicht mehr dem Zeitgeist. Aber das Zeitgeist wird sich auch wieder wandeln, und wir werden uns unseres Bruno und des Vorbildes, das er uns gab, erinnern.
Der unvergessene Hans Waldenmayr hat auf der Chorreise 1996 nach Rom einen interessanten Schnappschuss von Bruno gemacht. Selbstverständlich ist er auf den Chorbildern zu sehen, im Petersdom vor 15.000 Personen und davor auf dem Petersplatz. Aber das meine ich nicht. Sondern das Bild, in dem sich Papst Johannes Paul II und Bruno auf dem Petersplatz die Hände reichen. Ein Handschlag kommt ja nur zustande, wenn beide Beteiligten die Hand ausstrecken. Das war sicherlich ein bleibender Moment für ihn. Die Erinnerung an unseren Sangeskameraden bleibt uns, der Lyra. Wir verneigen uns vor Deiner Lebensleistung, lieber Bruno, wir werden Dich und Deinen Namen nicht vergessen, vielen Dank für Dich.