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Die Wurzeln des modernen Gesangs

choir boys with candles in their hands singing in a church

In der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts entstand der Gregorianische Choral. Er stellt die erste große musikalisch-künstlerische Leistung dar und ist gleichzeitig die älteste, bis heute lebendig gebliebene Kunstform des Abendlandes. Der mehrstimmige Chorklang, wie wir ihn heute kennen, wurde ab dem 14. Jahrhundert eingesetzt. Die heutigen gemischten Chöre oder Männerchöre singen in der Regel vierstimmig, im 16. und 17. Jahrhundert gabe es unter den – vor allem italienischen – Komponisten fast einen Wettstreit um die Mehrstimmigkeit und den Chorklang. So entstanden zahlreiche 8- und 12-stimmige Messen, ein Gipfel der Mehrchörigkkeit ist sicherlich die 53-stimmige Festmesse von Benevoli, die 1628 zur Einweihung des Salzburger Doms erklang, Auch in weltlichen Schulen oder den weit verbreiteten Latein-schulen gab es in der Renaissance und im Barock Chorgesang.

Nach der Reformation gewannen diese Singgruppen zunehmend Bedeutung durch die Übernahme kirchenmusikalischer Aufgaben im Gottesdienst. Häufig hatte dieser Chor auch bei Festlichkeiten aller Art des bürgerlichen Lebens mitzuwirken. Seine Leitung lag in den Händen des Kantors. Bach war von 1723 bis an sein Lebensende 1750 Kantor der Thomaskirche und Musikdirektor in Leipzig. Mit dieser Stellung war die Übernahme einer Reihe von öffentlichen Pflichten im städtischen Leben verbunden. Im 16. und 17. Jahrhundert entstanden nun die ersten Kantaten und Oratorien, meist nach Texten der Bibel.

Auch im weltlichen Bereich gab es nun Chormusik, Madrigale und schließ-lich auch Opern. Sicher stellen Bachs Weihachtsoratorium und seine Passionen den künstlerischen Gipfel dieser Entwicklung dar. Auch Händel schuf machtvolle Oratorien (Messias), in denen neben Sologesang die Chöre das Volk im dramatischen Geschehen darstellten, aber auch zum Symbol der Größe und der Macht des Gotteslobs und zum Künder der biblischen Botschaft wurden.

Im späten 18. Jahrhundert erwachte ein neuer starker Sinn für den Chorgesang. Während bis zu dieser Zeit kirchliche Singgruppen immer noch der Hauptträger für fast alle Bereiche des Chorgesangs waren, ist er nun Ausdruck der Volksgemeinschaft und ein Mittel zur Volksbildung im Sinne Pestalozzis. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts prägten sich die Begriffe eines “Chors”, so wie wir sie noch heute verstehen: 4-stimmiger a-capella Gesang, die Bildung von Männerchören war fast eine Art von Volksbewegung. Diese systematische Pflege des Männergesangs wurde eingeleitet von Karl Friedrich Zelter mit der 1802 gegründeten “Zelterschen Liedertafel” in Berlin, einem Sängerkreis von 25 Mitgliedern, die sich als Dichter, Sänger oder Komponisten hervorgetan haben mußten.
2. Teil folgt.

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