Land of Hope and Glory
Schon in Vers 1 wird das British Empire verherrlicht:
„Liebes Land der Hoffnung, deine Hoffnung ist gekrönt.
Möge Gott Dich noch mächtiger machen!
Auf des Herrschers Brauen, geliebt, berühmt,
wird wiederum deine Krone gesetzt.
Deine gerechten Gesetze, durch Freiheit erlangt,
Haben Dich lang und gut regiert;
Durch Freiheit gewonnen, durch Wahrheit erhalten,
Wird dein Reich stark sein.“
Refrain:
„Land der Hoffnung und des Ruhmes, Mutter der Freien,
Wie sollen wir dich preisen, wir, die von dir Geborenen?
Weiter noch und weiter, Sollen deine Grenzen ausgedehnt werden;
|: Gott, der dich mächtig gemacht hat, Möge dich noch mächtiger machen. :|“
Vers 2:
„Dein Ruhm ist so alt wie die Tage,
Groß und weit wie der Ozean:
Ein Stolz, der wagt und Lobpreisung nicht achtet,
Ein strenger und stiller Stolz.
Nicht die falsche Freude, die zufrieden träumt,
Mit dem, was unsere Vorväter errangen;
Das Blut, das ein Heldenvater vergoss,
stärkt noch immer einen Heldensohn.“
Das ist für uns heutige Menschen ganz, ganz starker Tobak. Mit diesem Lied auf den Lippen wird klar, warum britische Soldaten Anfang der 1920er Jahre im goldenen Tempel von Amritsar hunderte unbewaffneter Zivilisten, Männer, Frauen, Kinder über den Haufen schossen, als diese für die indische Unabhängigkeit demonstrierten. Ebenso warum sie den Mau-Mau-Aufstand in Kenia in den 1950ern niederschlugen, die Aufstände in Malaya, im Jemen 1967 usw. usw. Land of Hope and Glory ist ein zweischneidiges Schwert.
Es ist eine Hymne, die an ein Reich erinnert, das längst untergegangen ist. Im Commonwealth von heute wird überall diskutiert, ob die Länder sich zu Republiken formieren und damit den aktuellen britischen König Charles III. als ihr Staatsoberhaupt absetzen sollen, so in Australien, in Kanada, in Neuseeland und auf den Inseln der Karibik. In Neuseeland ist der Flaggenstreit – das bedeutet, das die Teile des britischen „Union Jack“ entfernt werden sollen – mittlerweile zu einem Kulturkampf mutiert. Ähnliches wird für Australien diskutiert.
Klänge der Freude, die deutsche Version von Elgars Komposition, stützt den Hymnus, aber eben auf deutsche Art. Der Text wurde entschärft, er klingt bedeutend zahmer als das Original, es wird mehr Gott angerufen. Aber so wie das Empire untergegangen ist, ist auch der Gottesglaube der Zuhörer/innen in Deutschland verflüchtigt. Es ist ein Lied, das nur durch die Melodie noch lebt. Einer eingängigen Melodie, die zeitlos ist.
Wer weiß, wer irgendwann dazu einen neuen Text dichtet? Ende der Serie.