„So manches Leid schläft unter Dächern. Die Nacht deckt es lindernd gut zu. Am Himmel leuchten die Sterne. Und unten im Tal schläfst auch du.“ Warum schläft Leid unter Dächern? Weil Menschen krank sind, sterben, leiden, Ängste haben. Es ist eine Aufforderung, hinzuschauen. Sich nicht abzuwenden. Fragen zu stellen. Die Dinge nicht einfach so laufen zu lassen. Wir haben Verantwortung für unsere Mitmenschen, aber jeder leidende Mitmensch ist auch aufgefordert, sich selbst zu zeigen, sich zu melden, sich selbst um sich zu sorgen, vielleicht da auch neue Wege zu gehen, Vertrauen in andere zu haben.
„Die Glocken läuten vom Kirchturm her. Ihr Klang wehet weit übers Land. Die Sehnsucht stille Wege geht. Im Traum fühle ich deine Hand.“ In der Tat strukturiert der Glockenschlag den Tag. Wir können erkennen, wieviel Uhr es ist, wo Menschen wohnen, wenn wir über das Land ziehen. Sie sind Lebensbotschaft und Zeitmaß zugleich. Für viele von uns sind es grundlegende Erinnerungen.
„Ein milder Schein wecket den Morgen. Denn Freunde sind Sonne und Mond. Sie lösen sich ab ohne Streiten. Weil Streiten im Leben nicht lohnt.“ Der letzte Satz wirkt romantisch und albern zugleich. Ein Leben ohne Streit, wie soll das gehen? Wie soll Neues sich durchsetzen, wenn es sich nicht am Alten reiben dürfte? Tatsächlich verdammt das Lied nicht die Auseinandersetzung an sich, sondern erinnert an Inhalte des „Gelassenheitsgebets“ von Reinhold Niebuhr: „Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Wer da wohl wen beeinflusst hat? Nun ja, Sie sehen, wir singen nicht einfach so vor uns hin, sondern stellen uns Fragen, warum eigentlich. Natürlich dürfen wir und Sie das Lied und die Melodie auch einfach nur genießen und vor uns hin trällern. Aber vom Singen zur Philosophie und wieder zurück ist es nur ein kurzer Weg. Machen Sie gerne mit. Jeden Donnerstag um 18.45 Uhr im katholischen Gemeindezentrum neben der katholischen Kirche.
Viele Grüße, Ingo Kuntermann