Dieses Jahr werden Lyra/Söhne Schriesheims zum ersten Mal ein zentrales Totengedenken im Rahmen eines Gottesdienstes zelebrieren. Damit trägen wir dem Umstand Rechnung, dass wir nicht mehr auf jeder Beerdigung singen können, da zu viele Sänger tagsüber außerhalb von Schriesheim arbeiten. Zum Repertoire des Totengedenkens wird das „Sanctus“ aus der „Deutschen Messe“ von Franz Schubert gehören.
Und bevor jetzt wieder jemand hyperventiliert, der Titel „Deutsche Messe“ ist kein deutschnationaler oder gar nationalsozialistischer Begriff, sondern ein Hinweis darauf, dass die Messe nicht in Latein, sondern in deutscher Sprache gegeben wird. Das Werk wurde im Übrigen nicht von der Kirche, sondern vom Wiener Technikprofessor Philipp Neumann beauftragt, der auch die Texte verfasste.
Der Herr Professor muss sich einige Freiheiten bei der Dichtung herausgenommen haben. Seine sehr freie, assoziative und romantisierende Interpretation des üblichen liturgischen Textes führte zur anfänglichen Ablehnung seiner Dichtung und des gesamten musikalischen Werkes durch das Erzbischöfliche Konsistorium in Wien. Wie so oft triumphierte aber das Geisteswerk über den orthodoxen Kirchenbeamtenrigorismus. Es erlangte bald weite Popularität, insbesondere durch die Verbreitung der deutschen Bet- und Singmesse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Gesänge der „Deutschen Messe“ sind im kirchlichen Alltag, insbesondere in Österreich und in Süddeutschland bis zum heutigen Tag sehr verbreitet und populär. Einzelne Lieder aus der Messe sind im Stammteil des katholischen Gebets- und Gesangbuches Gotteslob enthalten, nämlich Wohin soll ich mich wenden, Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe und Heilig, heilig, heilig ist der Herr) die vollständige Messe ist in mehreren Regionalanhängen des Gotteslobs abgedruckt.
Neumanns Text stellt keine Übersetzung der tradierten lateinischen Vorlagen dar, sondern beruht vielmehr auf seiner eigenen Sammlung Geistliche Lieder für das heilige Messopfer aus dem Jahre 1826. Während die lateinischen Texte des katholischen Ritus hauptsächlich den Lobpreis Gottes in den Mittelpunkt stellen, rücken Hofmanns Texte – und das ist das Novum und war auch der Anlass der Kirchenkritik bzw. der Grund für die öffentliche Popularität – eher den Menschen mit seinen irdischen Sorgen und Nöten ins Blickfeld.
Wir laden Sie hiermit herzlich zum zentralen Totengedenken am 09.12.2023 der Lyra/Söhne um 18 Uhr in die Katholische Kirche Schriesheim ein. Auch wenn Sie kein/e Lyraner/-in sind, sondern einfach nur einen lieben Menschen verloren haben und diesen Verlust betrauern. Sie sind uns herzlich willkommen. Ohne jede Agenda und ohne jeden Hintergedanken.