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Hans Pfitzner und die Disteln für Hagen – 3

Zuerst scheinen sie wohl Kleinbauern und Auftragsweber gewesen zu sein. Aber schon der Urgroßvater des Hans Pfitzner, Johann Gottfried Pfitzner, scheint nicht einfach nur ein einfacher Häusler (also einem Kleinbauern mit eigenem Haus, aber wenig Ackerbesitz) gewesen zu sein. Denn in den Kirchenbüchern werden Schulmeister und Gerichtsverwandte als Paten seiner Brüder und als sein Schwiegervater genannt. Schulmeister gehörten wie Pfarrer, Schultheiß (Bürgermeister) und Gerichtsverwandte (-schöffen, also Gemeinderäte) zur dörflichen Ehrbarkeit. Schultheißen und Gerichtsverwandte wurden aufgrund ihres Wohlstandes immer auf Lebenszeit gewählt, denn diese Ämter wurden nicht bezahlt, waren gleichwohl mit hohem Prestige verbunden. Anton Geiß kam aus einem analphabetischen, bettelarmen Milieu. Hans Pfitzner hatte bereits Generationen vorher eine grundsolide bildungsbürgerliche, ökonomisch wohlhabende Basis für seine Entwicklung. Sein Großvater Gottfried wurde ehrbarer Webermeister – ein weiterer gesellschaftlicher Aufstieg – und vermochte es zudem, aus seiner musikalischen Begabung heraus zum Musikdirektor Stadt Frohburg aufzusteigen. Bildung kostete richtig Geld. Musikalische Ausbildung noch viel mehr. Gottfried Pfitzner wurde sozusagen der Stammvater einer Mehrgenerationen-Musiker-und-Komponistenfamilie. Seine Nachkommen aus seiner dritten Ehe sind noch heute in den USA musikalisch tätig. Zudem hatten alle Pfitzners in der Regel eigene Schüler ausgebildet. Pfitzners Vater Karl Robert war schon kein Autodidakt mehr, sondern wurde am Leipziger Konservatorium grundlegend ausgebildet und studierte dort Musiktheorie und Violine. 1850 war er erster Violinist am Stadttheater Würzburg, 1860-72 war in Moskau am Bolschoi-Theater engagiert und heiratete in Moskau seine deutschstämmige Ehefrau. Hans Pfitzner selbst wurde 1869 in Moskau geboren. Deutsche standen im Kaiserreich Russland in hohem Ansehen. Hans Pfitzner wuchs also in einer ihm wohlgesonnenen Umgebung auf. Er selbst wurde musikalisch durch seinen Vater gefördert. Mit elf Jahren komponierte er seine ersten eigenen Werke, seine ersten Lieder wurden mit 15 publiziert. Hans Pfitzner wurde an mindestens zwei Konservatorien intensiv ausgebildet, er wurde Mitglied eines Gesangsvereins, wurde mit 25 schon Kapellmeister am Stadttheater Mainz. Zwar unbezahlt, aber in jungen Jahren schon mit hoher Verantwortung, quasi auf dem Sprungbrett zu höheren, bezahlten Weihen stehend. Dort, in Mainz wurde seine ersten Opern aufgeführt – mit 26! Mit 36 wurde sein zweites Opus an der Wiener Hofoper durch Gustav Mahler aufgeführt. Mit 40 war Pfitzner Professor am Konservatorium, Teil 4 folgt.

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