Sondern andauernd Suchende sind. Suchende der Liebe, die einen Gegenpol brauchen, der sie bestätigt. Weil sie sonst nicht(s) sind. Sie ist mein, ihr Herz ist voller Liebe, denn ich liebe Dich allein. Das Koordinatensystem des Mannes ist auf „die eine“ ausgerichtet. Das Lied kann irgendwann zwischen 1920 und 1950 entstanden sein. Es erinnert an Inhalte von Erich Maria Remarques Roman „Der Weg zurück“, dem Nachfolgewerk zu „Im Westen nichts Neues“.
In diesem Werk schildert Remarque die verlorenen Seelen der Weltkriegssoldaten. Der Leutnant und angehende Lehrer Ludwig öffnet seine Pulsadern, weil er als Syphilis-Erkrankter keine Zukunft mit seiner Jugendliebe mehr sieht. Und sein Schul- und Soldatenkamerad, der hochdekorierte Albert geht als Totschläger ins Gefängnis, weil er seine Angebetete in flagranti als Prostituierte ertappt, und ihren Zuhälter erschießt.
Auch die Autorin Margaret Goldsmith schildert in ihrem Roman von 1931 „Patience geht vorüber“ vergleichbare Szenen. Männer, die bei Tanzveranstaltungen Frauen um ihre Hand bitten, die sie gerade erst aufforderten und nach ihrem Namen gefragt hatten. Geprügelte Menschen, die nicht ins Leben zurückfinden. Haltlose, die nach einem Halt suchen. Menschen in ihrer ganzen Bedürftigkeit. Die Verlorenheit der Männer erzeugte eine Dringlichkeit, so als ahnte man schon den kommenden 2. Weltkrieg.
Ich weiß, ich weiß. Für den Zeitgeist unserer Tage hingegen sieht der Text nach männlicher Dominanz aus. Die Frau gehört ins Haus und den Weg raus verstellt der Anbeter. Dass sie hübsch ist und blaue Augen hat, ist das Prägnanteste, also Sexismus. Ja, wenn frau das so sehen will, soll sie es so sehen. Wer bin ich, dass ich anderen vorschreibe, was sie zu erkennen, zu lesen und zu schlussfolgern haben. In der Zusammenschau mit Remarque und Goldsmith wird es aber klar, was das Lied aussagt. Es zeigt, dass in jedem Mann ein Herz schlägt. Eine Sehnsucht, die gestillt werden kann oder eben auch nicht. Und dass es eigentlich nichts Wichtigeres gibt als Liebe. Und dass wir darüber reden sollten. Gerade weil es nicht die Aufgabe der Frauen ist, den Ehering als Rettungsring für die psychische Gesundheit von Männern auszuwerfen. Frauen kamen sehr gut auch alleine klar.
Am Ende bleibt doch Hoffnung, vielleicht wird er ihr nicht nur die kleine Weise singen, sondern seine Liebe durch den Mut beweisen, sich selbst ganz zu zeigen mit allem, was in ihm drinsteckt, also doch dann ein Held werden. Nicht auf dem Schlachtfeld, sondern im realen Leben. Sich zu zeigen und zu akzeptieren, wie sich seine Partnerin ihm zeigt, mit allem, was sie eben ausmacht. Dafür soll dieses Lied stehen.
Ende der Serie.